Bruffhof Lebenshof

Wir haben Familie Schwarz kennengelernt, die ihren Bauernhof in einen Lebenshof umgewandelt haben.

Ein Tag auf dem Bauernhof

Wir haben Miriam und ihren Vater Franz kenengelernt, die ihren Familienbetrieb im Berner Emmental komplett umgestellt haben. Von einem Bauernhof, auf dem Kühe für Milch- und Fleischprodukte gezüchtet wurden, zu einem Lebenshof. Wir wollten wissen, wie sie es geschafft haben ihren Alltag zu verändern und was zu diesem ethischen Bewusstsein geführt hat.

Aber je älter ich wurde, desto mehr begann ich zu begreifen warum wir Kühe hatten: Zuerst für die Milchprodukte und dann für das Fleisch.
Miriam Schwarz

Wie war es für euch auf einem konventionellen Bauernbetrieb aufzuwachsen?

Franz: Ich bin auf unserem Bauernhof, dem “Bruffhof” aufgewachsen. Seit meiner Kindheit arbeite ich leidenschaftlich gerne in der Landwirtschaft und so war klar, dass ich den Hof eines Tages übernehmen würde. Meiner Meinung nach gibt es keinen abwechslungsreicheren und herausfordernderen Beruf als den des Landwirtes. 

Miriam: Ich habe es eigentlich geliebt auf unserem Hof aufzuwachsen. Ich glaube ganz fest, dass es mir dabei geholfen hat diese tiefe Verbindung zur Natur und zu den Tieren zu entwickeln, denn dort liegen meine Wurzeln. Es war für mich immer etwas vom Grössten, am Morgen aufzustehen, draussen rumzurennen, den ganzen Tag auf dem Bauernhof und im umliegenden Wald zu spielen, bis es Zeit war für das Abendessen. Aber je älter ich wurde, desto mehr wuchs neben dieser reinen, unschuldigen Freude noch ein anderes Gefühl. Ich begann zu begreifen, warum wir Kühe hatten und aus welchem Grund wir sie züchteten, zuerst für die Milchprodukte und dann für das Fleisch. Von dem Moment an als ich begann, das System dahinter zu erkennen, war es mir nicht mehr möglich, so glücklich zu sein, wie ich es einmal war. Vegan zu werden fühlte sich für mich wirklich wie eine Erleichterung an und überhaupt nicht wie eine „Last“, denn nun stimmten meine inneren Überzeugungen, die ich seit meiner Kindheit hatte, mit dem überein, wie ich mein Leben führe. 

Könnt ihr uns einen Einblick in einen gewöhnlichen Tag auf dem Lebenshof geben?

Miriam: Wir fangen jeweils mit der Fütterung der Tiere und dem Ausmisten ihrer Plätze an. Das ist so gegen 7 Uhr. Dasselbe machen wir auch am Abend, um etwa 5 Uhr. Tagsüber gibt es einiges zu tun: Zäune bauen, Heu einbringen, Gras mähen, unseren Gemüsegarten pflegen, allgemeine Garten- und Unterhaltsarbeiten usw. Veränderungen in Bezug auf die Tiere: Die Kühe werden nicht mehr besamt. Die letzten Kälber sind letztes Jahr zur Welt gekommen und wir werden nie mehr Kälber haben, indem unsere Kühe besamt werden. Die Kühe geben also auch keine Milch mehr, denn Kühe geben nur Milch, wenn sie ein Junges haben um dieses zu füttern. Gleich wie bei uns Menschen. Und eine weitere grosse Veränderung ist, dass nun keine Kuh mehr ins Schlachthaus muss. Das ist auch für uns eine ganz neue Sache: Eine Kuh ihr ganzes Leben lang zu begleiten und ihr ein lebenslanges Zuhause zu geben und sie nicht nach einem Bruchteil ihrer möglichen Lebensdauer zu schlachten. Wir sind neugierig und auch aufgeregt, wie das wohl sein wird: Mit der Kuh, wenn sie – hoffentlich – gesund bleibt, 20 Jahre oder länger zusammen zu leben.

Habt ihr das Gefühl die Verbindung zu euren Tieren hat sich verändert, seitdem ihr aufgehört habt sie für Nahrungsmittel zu züchten?

Franz: Nein, meine persönliche Verbindung zu unseren Tieren hat sich nicht verändert, denn bereits bevor wir uns für die Umstellung entschieden haben, waren mir die faire Behandlung und die gute Gesundheitsversorgung aller Tiere, für die ich die Verantwortung übernahm, sehr wichtig. Mir war es daher schon immer möglich, eine Beziehung aufzubauen, da ich wusste, dass ich alles in meiner Macht stehende tat um dem Tier ein gutes Leben zu ermöglichen, solange es bei uns ist. Auf einem Hof, der bereits auf dieser Philosophie basiert ist es einfacher Tiere nicht mehr auszunutzen.

Miriam: Ja. Früher war es für mich einfach nicht möglich eine Beziehung zu den Kühen aufzubauen, weil ich mich emotional nicht distanzieren konnte. Ich wusste, wenn ich eine Verbindung zu dieser Kuh aufbaue, ihr einen Namen gebe, sie zähme, Zeit mit ihr verbringe und mich um sie kümmere, würde der Tag kommen, an dem ich ihr in die Augen schauen und mich von ihr verabschieden müsste. Also entschied ich mich gleich von Anfang an keine Bindung einzugehen. Deshalb bin ich nie in den Stall gegangen, habe die Kühe nie gefüttert oder ihre Plätze gemistet, bin nie zu ihnen auf die Weide gegangen und habe mich auch nie gefreut, wenn ein Junges auf die Welt kam. Ich sah die Schlachthäuser schon warten. Jetzt kann ich mich denn Kühen endlich ganz öffnen und Beziehungen zu ihnen aufbauen, ihnen auf Augenhöhe begegnen und muss keine Lüge mehr leben.

Wie läuft die Umstellung zum Gnadenhof? Was können die Menschen tun um den Hof zu unterstützen?

Franz: Auf einem kleinen Hof wie unserem ist es wichtig immer wieder neue innovative Arten von Landwirtschaft zu finden und offen für neue Ideen zu sein. Diese Flexibilität ermöglicht es den Bauern überhaupt noch eine Existenz zu haben. Durch Diskussionen mit unseren Töchtern und dank den Ratschlägen von anderen Lebenshöfen sowie auch durch die Unterstützung von Sarah (Hof Narr) wuchs das Vertrauen in das Konzept von einem Lebenshof. Diese Unterhaltungen waren wichtig für uns, denn so schön es auch klingt damit aufzuhören Kühe für die Fleischproduktion zu züchten, ist es doch mit einem grossen finanziellen Risiko verbunden. Da uns das Wohl der Tiere aber schon immer sehr am Herzen lag, war es eigentlich nur logisch die Zukunft unseres Hofes darauf zu auszurichten. 

Miriam: Wir freuen uns immer über neue “Patinnen und Paten” für unsere Tiere, sie sind die Hauptstütze unseres Lebenshofes. Denn so schön und erfüllend es auch ist einen solchen Hof zu betreiben, wäre es nicht möglich ohne die finanzielle Unterstützung von Sponsoren und Menschen, die an uns und unser Konzept glauben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten uns finanziell zu unterstützen, über monatliche Überweisungen oder einmalige Einzahlungen. So werden die Menschen erkennen, dass es einen anderen Weg gibt, dass nicht immer alles beim Alten bleiben muss und dass es eine echte Möglichkeit für eine alternative, bewusstere und mitfühlendere Art für unsere Beziehung zu den Tieren und der Natur selbst und schliesslich auch für unsere eigene Heilung gibt.

 

1% for the animals

Wie du weisst, spenden wir 1% unseres Umsatzes an Lebenshöfe. Anfang dieses Jahres haben wir zudem eine Patenschaft für eine Kuh auf dem Lebenshof der Familie Schwarz übernommen. Sie heisst Xenia, ist manchmal ein bisschen stur und lässt ihr Umfeld (lautstark!) wissen, wenn das Essen nicht nach ihrem Geschmack ist. Aber mit ihren langen Wimpern wickelt sie im Nu alle um den Finger.

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